So 06.10.2024,
10:00 Uhr:
Gottesdienst mit Familien-Abendmahl und Kindergottesdienst und Erntefest (Erntedankfest) in Reichenbach
Di 08.10.2024,
15:00 Uhr:
Frauenhilfe
Der Bau der heute noch in Meuselwitz stehenden Kirche erfolgte von 1856 - 1857. Der Neubau wurde erforderlich, da die alte Kirche baufällig und vor allem zu klein war. Es ist nur durch ein großes Interesse der Bevölkerung und des Bauherrn zu erklären, dass Meuselwitz im Jahre 1857 einen so stattlichen Kirch- und Orgelneubau erhielt.
Am 6. Dezember 1855 erfolgte eine Anhörung zum Neubau der Kirche vor der Kirchengemeinde durch den Gemeindekirchenrat. Die Kirchengemeinde verlangte nur, dass die Kirche auf dem jetzigen Platze sowie auf dem Kirchhof bleiben und nach der Zeichnung des königlichen Baurates Hamann erfolgen soll.
Am 30.10.1855 schloss die Kirchengemeinde mit dem Meuselwitzer Bauunternehmer und Richter Julius Neumann einen Vertrag über den Neubau der Kirche ab. In vorangegangenen Planungen war noch die Möglichkeit eines Erweiterungsumbaues der alten Kirche geprüft, aber letztlich verworfen worden. Als Baubeginn war zunächst der 1. März 1856 und als Fertigstellungstermin der 1. Dezember 1856 vorgesehen. Der Kirchenneubau war anfangs mit dem Einbau einer Empore im Schiff geplant. Noch während der Bauarbeiten wurde beschlossen, eine zweite Empore einzufügen. Warum diese Entscheidung kurzfristig getroffen und woher vor allen Dingen der erhebliche finanzielle Mehraufwand gedeckt wurde, ist derzeit nicht bekannt. Am 5. September 1856 wurde der Turmknopf aufgesetzt. Laut Kontrakt, basierend auf den Kostenangeboten des Bauunternehmers vom 20. Januar 1855 und vom 11. Juli 1855, sollte der Neubau der Kirche 5.003 Taler kosten. Die mit der Fertigstellung des Baus am 7. Oktober 1857 eingereichte Endabrechnung, wies 6.167 Taler aus. Zusätzlich wurde dem Bauunternehmer das Material der alten Kirche mit 687 Talern verrechnet. Die 3 Glocken wurden im Jahr 1856 von den Gebr. Gruhl aus Kleinwelka gegossen. Die große und mittlere Glocke wurden im 1. Weltkrieg im Jahre 1917 durch das Deutsche Reich beschlagnahmt und eingeschmolzen. Im Jahre 1921 ersetzte man beide Glocken, wobei die Kirchengemeinde 660 kg Geschützbronze erwarb und mit 168,5 kg neuer Bronze anreicherte. Am 8. Oktober 1857 nahm der königliche Baurat Hamann aus Görlitz die neu erbaute Kirche ab.
Der Innenraum der Kirche, vor allem die Apsis ist geschmückt durch den Altar, die Kanzel, den Taufstein und zwei Farbglasfenster in der Ostwand. Der Altar trägt im Zentrum ein rechteckiges Ölbild mit der Darstellung der Emmausjünger; als sie Jesus beim Brotbrechen erkennen (Lk 24,31). Das Bild wurde wahrscheinlich vom Dresdner Maler Friedrich Gonne gemalt. Die Kanzel ist im frühgotischen Stil ohne Farbfassung ausgeführt und interessanterweise um 1680 angefertigt worden. Wahrscheinlich stammt diese noch aus der Vorgängerkirche. Die Relieftafeln des Kanzelkorbes zeigen die vier Evangelisten.
Aus der jüngeren Zeit ist zu vermerken: Neben der Kanzel steht eine geschnitzte Holzfigur, Mose mit den Gesetzestafeln, von denen eine nebst Hand verloren ist. Ob diese Figur den Kanzelkorb in der Vorgängerkirche trug, oder ob das Gerücht stimmt, dass ein Flüchtling des II. Weltkrieges sie aus seiner Heimat vor der plündernden Soldateska rettete, ist nicht zu belegen.
Im Jahre 1993 begann unter der Leitung von Superintendent Christoph Werner eine in mehrere Bauabschnitte eingeteilte Grundsanierung der baufällig gewordenen Kirche, die bis heute andauert. Die Granitplatten des Fußbodens im Altarraum wurden neu verlegt und der Wandsockel der Apsis saniert. 93 Jahre nach seiner letzten Sanierung erfolgte eine Ersetzung des Turmknopfes und eine Restauration des Turmkreuzes, sowie eine Reparatur des Turmdaches und die Erneuerung der Außenhaut des Turmes nebst Westfassade der Kirche. In den Jahren 1998 erfolgte die Ertüchtigung der Balkenlagen und die Neudeckung des Langhausdaches mit Schiefer, die statische Stabilisierung der Apsis durch eine Vernadelung mit dem Langhaus, die Sanierung der Zugänge zur Sakristei und Loge, die Erneuerung des E-Hausanschlusses und der erste Teil der Neu-Installierung der Elektrik, die Sanierung des Sockelputzes im Langhaus nebst dazugehörigem Fußboden. Danach wurde der Vorplatz der Kirche gepflastert und die Leichenhalle saniert. Die Innenaufgänge (Treppen und Podeste) im Turm wurden komplett erneuert, die Steuerungstechnik des Uhr- und Läutewerkes ersetzt und der Glockenstuhl saniert. Um das alles zu finanzieren, wurde die alte mechanische Kirchturmuhr von 1909 für 1.500 DM an einen Uhrenliebhaber verkauft.
In Vorbereitung auf das Jubiläum „150 Jahre Kirch- und Orgelweihe" im Jahr 2007 wurden der Eingangsbereich der Kirche neu verputzt und gemalt, die Aufgänge zu den Emporen im Putz repariert und neu gestrichen. Die Unterseiten der Emporen erhielten einen Neuanstrich. Die Putzschäden an der Westwand innen und dem Deckenbereich über der Orgel wurden beseitigt und die farbliche Fassung wieder sichtbar gemacht.
Im nun letzten Bauabschnitt innerhalb von 16 Jahren wurden 660 Quadratmeter Außenputz erneuert, ebenso 250 Quadratmeter der Innendecke. Dieses Bauvorhaben kostete natürlich viel Geld. Die Gemeinde sammelte auf äußerst ungewöhnliche Weise dafür, denn nur ein Teil der Finanzierung konnte über die Denkmalpflege, Stiftungen und den europäischen Fond ILE abgedeckt werden.
„Meuselwitz haut auf den Putz" hieß die Aktion, die am 1. Mai 2010 startete. Unterstützer konnten den Außenputz für zehn Euro und die Kircheninnendecke zu 20 Euro pro Quadratmeter freikaufen. Die Spendenbereitschaft war enorm, so dass der größte Teil der benötigten Mittel bis Weihnachten 2010 zusammengekommen war. Mit dieser außergewöhnlichen Aktion bewarb sich die Gemeinde an dem von der Landeskirche und dem Wichern-Verlag Berlin aller zwei Jahre ausgelobten EKBO-Hahne-Preis und wurde mit dem 3. Platz belohnt. Damit wird außergewöhnliche Gemeindearbeit anerkannt, die Menschen bewegt und zueinander bringt.
Am Heiligabend 2010 bekamen die Meuselwitzer das „größte Weihnachtsgeschenk der Oberlausitz" überreicht: ihre Kirche - in restauriertem Zustand. Aus der Kuppel fällt das Licht direkt auf den Altar. Die Orgelempore erstrahlt in hellem Glanz und an der Innendecke sind Malereien und zwei Rosetten zu entdecken, die dreidimensional farbig gestaltet sind.
Im Oktober 2015 wurde die Lichtanlage unter den Längsemporen um 3 Leuchten links- und 4 Leuchten rechtsseitig erweitert. Sie wurden den Lampen unter der Orgelempore angepasst.
Da am Altar der Zahn der Zeit nagt haben wir ihn restaurieren lassen, um damit auch die Restauration unserer Kirche mit seiner vollen Schönheit beschließen zu können. Das nötige Geld wurde mit einer Sammelaktion erbracht, dazu haben wir zur „PUZZLE-KAMPAGNE 2019" aufgerufen.
Vom Altar haben wir ein Holzgroßpuzzle mit 500 Teilen erstellen lassen. Die Puzzleteile konnten für 10 € erworben und jeder Spender, jede Spenderin konnte selbst die Anzahl der Teile einfügen, die seiner Spendensumme entspricht, bis das Bild fertig ist und die Restauration erfolgen konnte.
Die Puzzle-Kampagne war eine tolle Aktion und es war wunderbar zu erleben, wie die Menschen sich begeistern ließen. Die ganze Gemeinde nahm regen Anteil an dieser Aktion und so wurden dem GKR und den Organisatoren wunderbare Erlebnisse durch Spender geschenkt.
Resonanz dieser tollen Aktion ist, dass der Altar bereits restauriert werden konnte und das Ergebnis zum Kirchweihfest 2019 bewundert werden kann.