Das Buch ist da. Im Pfarrhaus, in der Postfiliale, nach den Gottesdiensten und Veranstaltungen in der Kirche und in der Stadtinformation.
So 10.11.2024,
14:30 Uhr:
Gottesdienst, 350. Kirchweihfest (Drittl. Sonntag d. Kirchenjahres) in Reichenbach
Di 12.11.2024,
15:00 Uhr:
Frauenhilfe
Zur Kirchengeschichte und Kirchbaugeschichte des Örtchens Meuselwitz
Bereits im Jahr 1346 wurde erstmalig in der Matrikel des Bistums Meißen eine Kirche in Meuselwitz urkundlich erwähnt. Darin ist zu erfahren, dass diese Kirche zum Erzpriesterstuhl Reichenbach zählte. Das wahrscheinliche Aussehen dieser im romanischen Baustil erbauten Kirche, die sehr der heutigen Kirche in Arnsdorf ähnelt, ist auf einem Diorama (Klebebild) dargestellt, das sich im Besitz der Gemeinde befindet.
In einer Urkunde aus dem Jahre 1238 wird erwähnt, dass das Kloster Sankt Marienthal die drei Güter Muslawitz (Meuselwitz), Gorch und Parode für 230 Mark (Taler) käuflich an sich gebracht hat.
Damit standen der Ort und auch seine Kirche bis 1866 unter der Patronatsherrschaft dieses Klosters. Mit der Patronatsherrschaft verbunden waren Rechte und Pflichten. Die Rechte bestanden aus Schutz- und Unterhaltsleistungen, auch was den Kirchbau und die Alimentation des Pfarrers betraf. Zu den Pflichten zählten jährliche Abgaben aus den Ernteerträgen oder aus Finanzerträgnissen, sowie Hand-, Spann- und Kriegsdienste.
Im Jahre 1525 erfolgte in der Oberlausitz die Einführung der Lehre Martin Luthers. Dieses Ereignis ging auch am Kloster in Ostritz nicht spurlos vorüber. Dazu ein Zitat aus dem Buch "Die Oberlausitz als besondere Abteilung von Sachsens Kirchen-Galerie, Bericht über die geschichtliche Entwicklung des Kloster Sankt Marienthal", Dresden 1837, (S. 357): "Schon waren jetzt die Bewohner der Städte und meisten Dörfer zum Protestantismus übergetreten, auch die große Mehrzahl der Stiftsunterthanen; und selbst im Kloster zeigten sich von jetzt an Spuren protestierenden Geistes. Sämtliche Klöster in Meißen waren aufgelöst, mehrerer Conventualinnen Aeltern in den benachbarten Orten protestantisch geworden; kein Wunder, wenn im Kloster selbst manche Bewegung entstand, welche der Reformation ihren Ursprung zu danken hatte. Selbst durch die That beurkundeten mehrere Äbtissinnen ihr Vorliebe für den Protestantismus, und wahrscheinlich würde das Kloster sich aufgelöst und dadurch die umliegende noch katholische Bevölkerung ihren letzten Stützpunkt verloren haben, wenn nicht selbst mit Gewalt die kirchlichen Obern des Klosters den Katholiscismus aufrecht erhalten hätte."
Im Jahre 1547 wurde der erste Schullehrer in Meuselwitz erwähnt. Das Relief dieser ersten Schule, zu finden in der Schulchronik Meuselwitz, soll von Pfarrer Wiegand (1853-1862 Pfarrer in Meuselwitz) sein. Schulbücher waren die Bibel, das Gesangbuch, ein ABC-Buch und Luthers Kleiner Katechismus. Der Schulhalter wurde von der Gemeinde und den Ortsrichtern gewählt und betrieb in der Regel nebenbei noch ein Handwerk.
Der erste evangelische Pfarrer, Johannes Conradus Konradus, nahm im Jahre 1549 seine Arbeit in der Kirchengemeinde Meuselwitz auf. Letzter katholischer Priester scheint 1528 Bartholomäus Stuer gewesen zu sein.
Durch Staatsvertrag vom 30. Mai 1635 zwischen Böhmen und Sachsen wurde die Lausitz während des 30jährigen Krieges zu Sachsen geschlagen. Damit ging auch das Kloster Sankt Marienthal in Ostritz samt all seinen Besitzungen (u. a. Meuselwitz, Borda und Gurig) zu dem Domstift Sankt Peter zu Budisin über. So wurde auch die Patronatsherrschaft des Klosters Sankt Marienthal über den Ort Meuselwitz wieder gefestigt, wobei man die Protestanten jedoch tolerierte. Dieser ungewöhnliche Umstand zeigte sich auch darin, dass das evangelisch geprägte Meuselwitz durch das katholische Kloster weiterhin finanziell unterstützt wurde, wie es sich im Folgenden noch oft nachweisen lässt.
Die alte Kirche von Meuselwitz erhielt im Jahr 1697 eine neue Orgel. Über diese Orgel wird in einem Schreiben vom 29. November 1811 an die damalige Äbtissin des Klosters Ostritz erwähnt, dass im Jahr 1810 eine kleine Reparatur von 30 Talern von Nöten gewesen wäre. Diese Reparatur konnte erst 1811 durchgeführt werden und das Kloster würde gebeten sich anteilig an den Kosten zu beteiligen. Am 7. November 1841 untersuchte der bedeutende Orgelbaumeister Carl Friedrich Ferdinand Buckow aus Hirschberg (1801-1864) die Orgel und gab ein vernichtendes Urteil ab. In dem Gutachten bot Buckow der Gemeinde für insgesamt 657 Taler die in seinem Besitz befindliche alte Orgel der Görlitzer Frauenkirche an, die er durchgreifend überholt und teilweise erneuert und modernisiert hatte. Das Angebot von Buckow wurde von der Kirchengemeinde abgelehnt. Am 26. April 1849 bat Pfarrer Conrad das Kloster St. Marienthal um Genehmigung einer Orgelstimmung durch Orgelbauer Naumann aus Weißenberg, die höchstens 6 Taler kosten sollte. Im Kostenanschlag zum Kirchenneubau vom 20. Januar 1855 schreibt Bauunternehmer Julius Neumann: "Die alte Orgel ist der Ersparnis wegen noch zu verwenden, nachdem sie eine bedeutende Reparatur erhalten hat", und veranschlagte die Abnahme und Aufstellung der alten Orgel und Ausführung der bedeutenden Reparatur auf 50 Taler. Der Patronatskommissarius Justizrath Sattig in Görlitz (ab 1. August 1856 Oberbürgermeister von Görlitz) genehmigte am 15. November 1855 sechs Taler zur Umsetzung der Orgel aus der Kirche in die Scheune. In der Endabrechung des Kirchenneubaus vom 7. Oktober 1857 heißt es: "Die Aufstellung der Orgel ist nicht erfolgt." Vermutlich wurde die Orgel zum Baubeginn der Kirche am 1. März 1856 in der Pfarrscheune eingelagert. Über das weitere Schicksal der alten Orgel ist derzeit nichts bekannt.
Im Jahr 1706 wurde der Bau des über der Sakristei der alten Kirche von Meuselwitz befindlichen Betstübchens durch Kasper von Nostitz begonnen. Die Kirchengemeinde Meuselwitz erhielt 1728 von der Äbtissin des Klosters Sankt Marienthal einen Abendmahlskelch gestiftet. Auf dem Kelchfuß findet sich folgende Gravur: " Des Klosters St. Mariental Clara Aabbatis und Dom 1728" (Des Klosters St. Marienthal's Clara, Äbtissin und Herrin).
Zu der Situation nach der Napoleonischen Zeit schrieb am 09. Juli 1817 der damalige Pfarrer von Meuselwitz, Johann Traugott Buchwald, über die Kirche: "Da schon vor mehreren Jahren eine Reparatur und Dachung des Turmes notwendig geworden, und damals schon gnädige Bewilligung erfolgt war, so wurde im Monat Juni 1817 dazu geschritten. Der Zimmermeister war Traugott Richter aus Weißenberg, der Kirchvater Donath, Häusler und Schneider in Meuselwitz, führte die Aufsicht. Der Knopf ist halb auf Kosten der Gemeinde vergoldet, die Fahne aber auf Kosten des jetzigen Erb- und Lehnrichters Schenker, des Georg Noack und des Gerichtsschöffen Gottfried Schlenker. Sehr viel hat sich in den 50 Jahren, seitdem derselbe Turm ausgebessert worden, geändert. Ein Krieg der einige und zwanzig Jahre dauerte, hatte ganz Deutschland, ja die ganze kultivierte Welt in Aufruhr, Uneinigkeit, Sittenlosigkeit und Verarmung gebracht, und das Ende dieses Krieges fiel Sachsen fast allein zur Last. Mehrere Retierenden (Zurückziehenden A.d.V.) der preußischen und verbündeten russischen Armee, sowie der ihnen auf Fuß folgenden französischen Heere gingen durch alle fünf Dörfer des Kirchspiels und trafen vorzüglich auch Meuselwitz, so dass die meisten Einwohner mehrer Tage von ihren Häusern entfernt leben mussten. Die Kirche Meuselwitz wird hierbei ihres silbernen Kelches, dergleichen Oblattenschachtel und Tellers beraubt, auch stahl ein französischer Offizier die eine Kerze vom Altar. [...] Schulhalter ist gegenwärtig Jakob Burkhardt, Häusler in Meuselwitz; Organist der Schulmeister zu Melaune Herr Lorenz, Pfarrer der Unterschriebene. Meuselwitz den 09. Juli 1817. Johann Traugott Buchwald."
Im Jahr 1841 stiftete, wahrscheinlich aus Anlass seiner Pensionierung, Pfarrer Johann Traugott Buchwald zwei Altarkerzenständer für den Altar, die noch heute dort stehen. Im Jahr 1853 wird Carl Heinrich Wiegand Pfarrer in Meuselwitz. Er war hier bis 1862 Pfarrer. In seiner Amtszeit erfolgte der Neubau der Kirche in Meuselwitz. Danach wurde er als Pfarrer und späterer Oberpfarrer nach Reichenbach versetzt, wo er am 13. September 1901 verstarb.
Im Jahre 1866 erfolgte die Abgabe des Patronats von Meuselwitz des Klosters Sankt Marienthal zu Ostritz an den Liegnitzer Regierungsbezirk. Damit endete eine lange Geschichte einer katholischen Herrschaft über eine Evangelische Kirchengemeinde.
Zu erwähnen bleibt nun noch aus der neueren Geschichte, dass es immer wieder pfarramtliche Verbindungen zu Nachbarorten gab, die aber häufig wechselten. Melaune und Reichenbach waren die meist mit Meuselwitz verbundenen Pfarreien. Deshalb sind heute auch noch Kirchbucheintragungen aus dem Kirchspiel Meuselwitz in Melauner Büchern zu finden.
Meuselwitz gehörte bis 1997 zu der Superintendentur von Reichenbach und hatte zu der Zeit auch den amtierenden Superintendenten Christoph Werner zum Pfarrer. Mit der Auflösung dieses Kirchenkreises Ende 1997 wurde die Pfarrstelle von dem Reichenbacher Pfarrer Christoph Wiesener in Personalunion versorgt. Das Pfarrhaus wurde aufgelöst und samt seinen Nebengelassen (Pfarrscheune - beides Am Sportplatz 1 gelegen und nebst Straße Eigentum der Kirchengemeinde) an den Landwirt Eberhard Glück verkauft. Als Ersatz für den Verlust dieser Anlaufstellen in der Gemeinde tauschte die Gemeinde mit der Kommune Reichenbach ein Bauhofgelände, das in ihrem Eigentum stand, gegen das unmittelbar daneben platzierte Schulgelände, auf dem und in dem die Gemeinde schon seit 1994 eine Kindertagesstätte betreibt. In dieser KiTa wurden Gemeinderäume eingerichtet und so auch Platz für eine Winterkirche und Gemeindeveranstaltungen geschaffen.
Im Jahre 2004 dann vereinigten sich die beiden Kirchengemeinden Meuselwitz und Reichenbach zu der „Evangelischen Kirchengemeinde Meuselwitz-Reichenbach/OL". In demselben Jahr vereinigte sich auch die kleine Landeskirche Ev. Kirche der schlesischen Oberlausitz, die Nachfahrin der großen Schlesischen Landeskirche, zu der Meuselwitz seit 1815 gehörte, mit der Ev. Kirche Berlin-Brandenburg zu der neuen Ev. Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.