Ausstattungsstücke
Die Prinzipalstücke der St. Johanniskirche
Altar in 2021
Altar vor 2020Der Altar ist in seiner Retabel klassisch dreiteilig
aufgebaut. Auf dem Sockel (Predella) ist die Einsetzung des Heiligen Abendmahl an
Gründonnerstag dargestellt. Rechts und links dieser Bildtafel auf den
Pfeilerpostamenten sind die Wappen des Stifterehepaares Ernst von Gersdorff und
Sofia Tugendreich von Sanderin Gersdorffin angebracht. Das Zentralbild zeigt Kreuzigung
Jesu Christi (Karfreitag), darüber findet sich die Darstellung der Grablegung Jesu
und als Altarbekrönung den auferstandenen Christus mit der Siegesfahne (Ostern).
Der Altar wurde, wie eine Schrifttafel auf dem Rücken der Retabel ausweist, im
Jahre 1685 von Andreas Lembke und George Kayser aufgebaut bzw. farbig gestaltet.
1874, zur 200-Jahrfeier der Wiedereinweihung der Kirche wurde der Altar noch
einmal farbig nachgearbeitet, schon 1874 wurde die Vergoldung durch
Vergoldermeister Meyer „aufgefrischt". Im Jahre 1890 stiftete Oberpfarrer Weigand
neue Ornamente für die Altarsäulen.
Das voluminöse Schnitzwerk am Altar wurde wohl während der
großen Renovierung 1886 aus Sicherheitsgründen abgenommen. Es war im Laufe der
Zeit schadhaft geworden und man befürchtete ein Herabstürzen der Teile. Der
Altar, wie alle anderen polychromatisch gestalteten Ausstattungsstücke der St.
Johanniskirche, wurde durch Anke und Jan Großmann aus Radebeul 1994/95
gereinigt und konserviert und im Jahre 2020 restauriert.
Ursprünglich standen laut Chronik wohl drei Altäre in der
St. Johanniskirche. In früheren Zeiten wurden die Altäre meist von reichen
adligen Patronatsherren oder vermögenden Bürgern gestiftet. Einen Altar stiften
bedeutete zum einen, den Altar auf eigene Kosten durch einen Meister erbauen zu
lassen, zum anderen dann aber auch einen Geistlichen auf Lebenszeit zu
bezahlen, der an diesem Altar Dienst tat.
Taufstein noch in der Süd-Ost-Ecke Der Taufstein
besteht aus einem Deckel, der über ein Zugseil über die Gewölbedecke nach oben
gezogen werden kann und einem Unterbau, der eigentlichen Taufe, die aus
Taufbecken und Standfuß besteht. Alle Teile sind aus Holz. Der Deckel besteht
aus einer Rankenkrone (ähnlich der Kanzelbekrönung) in deren Mitte die Taufe
Jesu im Jordan dargestellt ist. Darüber thront Gott auf einer Wolke und weist
auf Jesus hinab und man hört förmlich den in den Evangelien überlieferten Satz:
„Das ist mein geliebter Sohn". Die Taufschale ist von vier Engelgesichtern
mit Flügeln gerahmt. Getragen wird das Taufbecken von einem Taufengel,
geschürzt mit einem Handtuch über dem Arm. In der Mitte des Taufbeckens
befindet sich eine runde Aussparung, in die das metallene Taufbecken eingelegt
werden kann. In der Sakristei findet sich gegenüber der Haupteingangstür eine
Piscina, in der das Taufwasser eine weitere symbolische Verwendung findet. Das
Taufwasser gelangt durch das Mauerwerk an die Außenmauer zu einem Weinstock,
der dort an der Südseite mit jeder Taufe wächst, wie die Gemeinde. Die Taufe
wurde im Jahre 1682 unter Pfarrer Joh. Adam Gehr (1645 - 1686) erstmals
genutzt. 1874 wurde sie durch Tischler Mühle erneuert, da der Unterbau durch
Herabstürzen des Deckels beschädigt worden war. 1989 kam sie vergeblich nach
Dresden zur Denkmalpflege. Erst 1991 gingen die ersten Teile der Taufe nach
München. Hier wurde sie schließlich von Holzrestaurator Alfred René Goehring,
einem Verwandten des damlas amtierenden Pfarrers, Gotthard Malbrich, für uns kostenfrei
in der farbigen Fassung von 1866 gefestigt und restauriert. Die Taufe kam im
Oktober 1995 zurück in die Gemeinde. Der Standort der Taufe war in den
vergangenen Jahrzehnten immer die Süd-Ostecke der Kirche. Das ist aber nicht
der Originalstandort, das hätte die Wandmalerei als Schattenwurf gezeigt.
Deshalb wird der Standort der Taufe wohl da sein, wo üblicherweise die Taufe
steht, im Chorraum in der Achse zum Altar. Dann liegt der Sakramentsvollzug auch
wieder in der Gemeinde. Bis 2024 soll die Taufe nun aus zwei Gründen restauriert
werden. Zum einen greift die Festigung nicht und der Substanzverlust wird immer
höher und zum anderen soll sie dann auch auf die Farbfassung von 1682
zurückgeführt werden, wie alle Prinzipalstücke der Kirche.
Kanzel Die Kanzel ist „der brennende Dornbusch von Reichenbach".
Mit ihrem leuchtenden Gold zieht sie alle Blicke sofort auf sich, lockt an,
lässt fragen, und wenn man sich ihr nähert, dann wird man mit den Zeugnissen des
Alten und Neuen Testamentes sowie den aktuellen Zeugnissen, der Predigt,
konfrontiert. Die Kanzel befindet sich, als verbindendes Element zwischen
Langschiff und Chorraum, genau am südlichen Teil des Triumphbogens und besteht
aus einem Kanzelkorb mit Aufgang und einem Kanzeldeckel, alles aus Holz
gestaltet. Die Kanzel wurde 1685 unter Pfarrer Gottfried Koch (1646-1718) von
Daniel Richter, zunächst nur in Holz, erbaut. Der Maler Lodes Schönberg
gestaltete sie 1707 farbig. 1888 wurde die Kanzel durch den Vergolder Meyer farblich
umgestaltet und marode Teile ersetzt. Das betrifft vor allem die
Kanzelbekrönung. Über dem Aufgang zur Kanzel steht eine weibliche Figur mit einem
Kreuz in der Hand, die Allegorie der Fides, des Glaubens, eine der drei
christlichen Tugenden. Am Kanzelaufgang außen sind von unten nach oben die vier
Propheten Daniel, Hesekiel, Jeremia und Jesaja dargestellt, als Zeugen des
Alten Testamentes. Jeremia ist der einzige der Propheten, der ein Büßer- und
Trauergewand an hat. Das lässt darauf schließen, dass sich hier die
Reichenbacher Bevölkerung mit dem über Jerusalem klagenden Propheten verbunden
sieht, denn Diakon Kirchhof sagte in seiner, bei der Einweihung des Kirchthurms
(sc. 1629 durch Blitzschlag abgebrannt) 1646 gehaltenen Dank- und Ehrenpredigt:
„Den Israeliten sind auch wir gleich geworden in ihrer Bitterniß und Elend."
Und meint damit den in Trauer und Buße gehenden Jeremia, der über seine abgebrannte
und zerstörte Stadt Jerusalem klagt.
Am Kanzelkorb finden sich als Zeugen des Neuen Testamentes die
vier Evangelisten und als Mitte eine Darstellung des Wortes aus Joh 1,17 „Denn das Gesetz ist durch Mose gegeben; die
Gnade und Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden." Auf dem Kanzel- oder
Schalldeckel steht Johannes der Täufer, der auf den Auferstanden auf der
Altarbekrönung zeigt. Unter dem Kanzelkorb hängen die Wappen derer von
Gersdorff. An der Unterseite des Kanzelaufganges findet sich eine Inschrift,
die den Hergang der Brandereignisse von 1670 und den Erbauer der Kanzel von
1685 ausweist.
Beichtstuhl vorher 2015 nachher 2016. Der
Beichtstuhl steht in der Nordostecke des Altarraumes und stammt von seiner
Gestaltung her etwa aus der gleichen Zeit wie die Patronatsloge, die an ihrer
Unterseite mit 1685 datiert ist. Somit gehört er höchstwahrscheinlich zur
Erstausstattung der Kirche nach dem großen Brand von 1670. Er war also von
Anfang an ein evangelischer Beichtstuhl. Darauf weisen auch seine Struktur und
seine Bilderfolge hin. Der Innenausbau weist keine Trennwand auf, sondern zwei
nebeneinander liegende Sitzplätze und eine davor liegende Kniebank. Der
Beichtstuhl besteht ganz aus Holz und wurde mehrmals übermalt und farblich
verändert. Die Bilder auf den Feldern der Außenwand zeigen eine dem
Lutherischen Beichtbüchlein entnommene biblische Bilderfolge, die die
Geschichte vom Pharisäer und Zöllner und von der Heilung des Gichtbrüchigen
darstellt. Damit ist der Ablauf einer rechten Buße gezeigt: Der Ruf, Herr, sei
mir armen Sünder gnädig und die Zusage Jesu: Dir sind eine Sünden vergeben. Die
Salbung Jesu durch die Sünderin und der Verlorene Sohn runden diese Bilderfolge
ab. Im Innenraum haben wir dann noch drei Motive aus den „Emblemata sacra" von Daniel
Cramer, die allesamt Verheißungen der Beichte in lateinischer Sprache
darstellen und die im Baldachin mit einem offenen Himmel mit Engelgesichtern
ihren Höhepunkt finden. Der Beichtstuhl wurde 2016 restauriert.
Wandmalerei Christus, der Sieger - Ostwand Die
Wandmalerei füllt den ganzen Chorraum und stellt den Schattenwurf der dort
aufgestellten Ausstattungsstücke dar. Zentral ist dabei der Altar, der die
ganze Ostwand noch einmal als Schattenwurf gestaltet und uns dabei eine Ahnung davon
gibt, wie er ursprünglich einmal ausgesehen hat und welche Gestaltungselemente
seither verloren gegangen sind. Die seit 1996 durch Wandrestaurator Frank
Michael Heidrich freigelegte Wandmalerei zeigt auf der Ostwand, wie es
Christian Gottlieb Käuffer schon in seiner Chronik versprochen hatte, den Altar
als Schattenwurf und damit in seiner ursprünglichen Gestalt. Die linke
Ostwandhälfte (Norden) weist neben der Gestalt des Altars auch die Werkzeuge
zur Kreuzigung (Lanze, Kreuz, Essigschwamm, Hammer) aus und die rechte
Ostwandhälfte weist die Werkzeuge der Gefangennahmen und der Folterung Jesu
Christis aus (Lanze, Schwert, Feuerkorb, Geißel, Morgenstern). Der Schattenwurf
der Altarbekrönung zeigt statt des siegreich Auferstandenen Christus zu Ostern
visionär den wiederkommenden Herrn in seinem Sieg über den siebenköpfigen
Drachen mit den zehn Hörnern (Offb 20,1-3) und die apokalyptischen Mächte Tod,
Teufel und der Hure Babylon, die sich unter dem Mantel des Auferstandenen
zeigen. Das alles ist dem heute noch vorzufindenden und seit 2021 wieder
restaurierten Altar in den vergangenen fast 350 Jahren durch Wurmfraß und
Feuchtigkeit verloren gegangen. Der Beichtstuhl ist ebenfalls an der Ecke Ost-
und Nordwand als Schattenwurf abgebildet. Auch hier zeigt sich, dass der in
früherer Zeit eine Bekrönung aufwies, die dem Taufdeckel und dem Kanzeldeckel
gleich gestaltet war. Die Patronatsloge ist ebenfalls als Schattenwurf ummalt, die
die wenigen Verluste ausweist.
Erzengel Michael Südfenster Chorraum Die
Umrahmungen der Epitaphien kamen später als Übermalung dazu und „zerstörten"
damit wohl auch einen Teil der ursprünglichen Gesamtkomposition der
Wandmalerei. In wieweit die „Offene Loge" auch gerahmt ist, ist zum Zeitpunkt
(04-2021) noch nicht zu sagen. Die beiden Stifterepitaphien an der Nordwand
werden sicherlich eine Rahmung haben und auch die Wandmalerei wird das
Triumphierat Christus, St. Michael mit der dritten Figur über dem Nordwandfenster
noch vollenden.
DIE WEITERE AUSSTATTUNG DER ST. JOHANNISKIRCHE
Patronatsloge restauriert Die
Patronatsloge war für die jeweiligen Patrone der Kirche gedacht. Patron kommt
aus dem Lateinischen und bedeutet Schutzherr. Patrone waren oft die zur Kirche
gehörenden Rittergutsbesitzer oder aber Vertreter der Stadtverwaltung. Sie
hatten das Recht der Pfarreranstellung und die Pflicht zur baulichen Erhaltung
der Kirche. Auch waren sie für die Einhaltung der rechten lehre zuständig, im
Jahrhundert nach der Reformation ein wichtiger Faktor. Für Reichenbach waren
das über mehrere Jahrhunderte die Familien von Gersdorff, von Roon, von Sander
und von Kiesewetter. Die Patronatsloge in der St. Johanniskirche gehört zur
Erstausstattung bei der Wiedereinweihung 1674 und stand wahrscheinlich
ursprünglich ungefasst im Holzton. Erst 1685 wurde sie gleichzeitig mit Altar
und Kanzel farblich gefasst. Im Jahre 1888 wurde im Zuge der großen Renovierung
die Loge farblich verändert. Die drei Bilder zeigen biblische Motive aus dem
Alten Testament des Königs Josia, die die Pflichten des Patrons aufzeigen:
v.r.n.l.: die rechte Lehre verteidigen, den Aberglauben bekämpfen, den Kirchbau
fördern
Pfennigwerth-Loge Eigentlich
die offene Loge. Der Name Pfennigwerth-Loge kommt von der Nutzung der Loge
durch die gleichnamige Höhere Töchterschule, die 1873 begründet wurde. Die
Mädchen dieser Schule im Alter von 8 bis 18 Jahren nahmen von hier aus am
Gottesdienst teil. Über die ursprünglichen Nutzer liegen keine Informationen
vor. Die Loge gehört zur Erstausstattung von 1674. Einige Wappen auf der
Brüstung sind in den Zurückliegenden Jahren verloren gegangen. Sollte diese
Loge auch einen Schatten an die Wand werfen, könnte nach der Wandrestaurierung
wenigstens deren Anzahl und Form nachvollzogen werden. Laut
Restaurierungsbefunden stand auch sie zuerst nur im Holzton und wurde
wahrscheinlich auch 1685 in ihre bis heute erhaltene Fassung gebracht. Die
Pfennigwerth-Loge wurde durch Anke und Jan Großmann 1999/2000 restauriert.
Großes Ratsherrengestühl (Hauptteil) - restauriert 2014 Das so
genannte Ratsherrengestühl, einem Chorgestühl ähnlich, war nur damals für das neu
selbstbewusst auftretende Bürgertum der Stadt gedacht. Das Chorgestühl gehört
zur Erstausstattung der Kirche nach der Wiedereinweihung 1674.
Farbuntersuchungen ergaben, dass das Gestühl ursprünglich ungefasst im Holzton
gestanden hat und vermutlich gleichzeitig mit Kanzel und Altar 1685 farblich
gestaltet wurde. 1888 erhielt es die bis 2014 vorgefundene Fassung. Seine
Bildmotive sind zwei Vorlagen entlehnt. Die Rückengemälde entstammen dem „Dankaltar"
des Pfarrers Müller aus Rostock von 1669 und die Brüstungsbilder mit Motiven
des großen Richters Samson (4 Bilder) sind dem Werk der biblischen Bilder aus „Icones
Biblicae" des Matthäus Merian d.Ä. 1626 Basel entnommen. Das
Gesamtgestühl ist heute in zwei Einzellogen getrennt. Ursprünglich waren sie ein
Ganzes und bildeten insgesamt drei Sechsersitzgruppen. Wie diese Gesamtloge
aussah und wie sie im Chorraum aufgestellt war, lässt sich anhand von Indizien
nachvollziehen. Das heute noch bestehende „Große Ratsherrengestühl" besteht aus
zwei Gruppen von je sechs Sitzplätzen.
Kleines Ratsherrengestühl (Restteil) - restauriert 2014 Der abgetrennte Teil bildet einen Rest
des dritten Sechserabschnittes das „Kleine Ratsherrengestühl", das restauriert unter
der sogenannten „Pfennigwerth-Loge" steht. Eindeutige Spuren weisen darauf hin,
dass es einst an der linken Seite des großen Ratsherrengestühls anschloss. Heute
finden sich als linke Wange des großen Ratsherrengestühls zwei Bilder aus dem
Rückenteil des abgetrennten Gestühlteils. Die Tür aus der Brüstung und eines
der beiden Brüstungsbilder ist verlorengegangen. Ein weiteres Brüstungsbild
findet sich jetzt als Chorgestühl unter der Patronatsloge. Die Motive der
Brüstungsbilder zeigen die großen Richter Gideon und Samson in ihren Taten.
Orgel-Empore vor der Orgel - restauriert 2005 Die ersten drei Bildfelder der Orgel-Empore zeigen König
David in Momenten, in denen seine Musikalität eine wichtige Rolle spielt.
V.l.n.r. David Triumphzug nach Goliaths Sieg, David spielt Harfe vor Saul,
David zieht als König in Jerusalem ein. Die Motive sind allesamt den „Icones
Biblicae" des Matthäus Merian
d.Ä. 1626 Basel entnommen, wie auch die der übrigen Emporenbilder.
Die rechten drei Bildtafeln stellen den Beginn des
Passionsweges Jesu dar, der sich dann an der unteren Nord-Empore fortsetzt.
Dabei fehlt allerdings der übliche Beginn, der Einzug in Jerusalem. Der wurde
wahrscheinlich 1866, als die Empore vergrößert und in das Langschiff vorgezogen
wurde, eingekürzt und als Chorgestühl ausgebaut. Es steht heute unter der
„Offenen Loge".
Nordemporen Mit
dem vierten Bild des Passionszyklus wird die Geschichte des Leidens, Sterbens,
Auferstehens fortgesetzt und mit Himmelfahrt und dem Pfingstereignis, der
Geburt der Kirche, abgeschlossen. Die 1. Nord-Empore wurde samt Stützpfeilern
2004 restauriert.
Die Südempore war 1866 um eine zweite Etage erweitert
worden, um Sitzplätze für das 1893 erbaute evangelische Lehrerseminar der
Lausitzer Stände zu schaffen. Sie war baufällig, war in Stil und Machart sehr
einfach gehalten und störte den Lichteinfall der Südseite und verhinderte damit
den ursprünglich gewollten Raumeindruck der Kirche samt ihres „kleinen
Trostbüchleins" (siehe dazu oben „Nordemporen"). Deshalb wurde sie im Jahre
2007 vorsichtig rückgebaut und Teile ihrer Bestuhlung auf der 1. Südempore, die
über keine Bestuhlung verfügte, mit verbaut.
Die erste Südempore ist mit Rankenmalereien versehen, wie
alle anderen Emporen auch, die Medaillons jedoch zeigen keine Bilder sondern
kunstvolle farbige Marmorierungen. Sie wurde im Jahre 2016 samt ihrer Säulen
restauriert.
Die Epitaphen (liegend) von Hans von Gersdorff und hinter der Bank von seiner Frau Rechts
und links vom Sakristeieingang befinden sich zwei Grabplatten aus dem Jahre
1567. Auf der rechten Grabplatte ist eine Gestalt mit langem Mantel und einem
Wappen dargestellt. Es handelt sich um die Gemahlin des Hans von Gersdorff.
Rechts liegt Hans von Gersdorff (1501 bis 1567) selbst, der 1548 durch die
Berufung des Franziskus Fleischer die Reformation in Reichenbach eingeführt
hat. Die Grabplatten stammen also aus der Zeit vor dem Brand von 1670.
Epitaph für Georg Ernst I. von Gersdorff (Nordwand - noch ohne Begleitvorhang) Das
Epitaphium an der Nordwand neben dem Beichtstuhl ist für Georg Ernst I. von
Gersdorff, den Kirchenstifter, errichtet worden. Dieser verstarb im Jahre 1713.
Der Stein ist 4,20 m hoch und 2,17 m breit. Als weitere Materialien wurden neben
Sandstein, auch Holz, Metall und eine Kupfertafel verwendet. Neben diesem
großen Epitaphium befindet sich ein kleines „Ehrengedächtnis" für die
Gemahlin des Kirchenstifters, Sophie Tugendreich von Gersdorff, geb. von
Sander, direkt über der Priesterpforte. Sophie Tugendreich verstarb im Jahre
1717. Das Epitaph wurde aus Stein gehauen. Das Porträt der Frau von Gersdorff
ist auf eine Metalltafel gemalt und mit einem Holzrahmen versehen. Beide
Epitaphien wurden noch nicht restauriert.
Georg Ernst II. von Gersdorff, daneben ein Epitaph für Anna Sabina An der Südwand des Chorraumes hängt
links das Epitaph für Georg Ernst II. von Gersdorff, der 1743 verstarb. Daneben
ein Epitaph für Anna Sabina geb. von Gersdorff, verstorben 1731 und deren
Gemahl Christoph Sigismund von Cronenwaldt, verstorben 1722. Beide Steine sind
ähnlich den Nordwand-Epitaphien aus verschiedenen Materialien zusammengesetzt
und sie wurden bereits durch Anke und Jan Großmann im Jahre 1998 restauriert.
Ein letztes Epitaphium befindet sich im Hauptschiff am östlichen Pfeiler. Es
ist Heinrich Gottlob von Oberländer, der 1717 verstarb, gewidmet. Bei den
verwendeten Materialien handelt es sich um echten weißen Marmor (beide Engel
und das Porträt) einem vergoldetem Herz (flammendes Herz in der Hand des
rechten Engels) und anderem Stein.
Es befindet sich nachweislich eine Grablege derer von
Gersdorff im Altarraum, die 1880 beim Anheben des Bodenniveaus und Neuverlegen
des Ziegelpflasters freigelegt wurde. Der Eingang zu dieser Gruft liegt unter
der Kanzel. In dieser Gruft befinden sich die Gebeine und ein Grabstein des
Herrn von Sander, sowie die Überreste des 1713 verstorbenen Georg Ernst I. von
Gersdorff und seiner 1717 verstorbenen Gemahlin. Die Gruft wurde bei der großen
Renovierung 1887/88 geöffnet. Auf diese Gruft wird auch auf dem kleinen
„Ehrengedächtnis" (Epitaph) für Sophie Tugendreich von Sanderin Gerdorffin
an der Nordwand der Kirche hingewiesen.
alte Uhr Eine
erste Uhr ist in den Chroniken bereits 1584 erwähnt. Im Jahre 1688 wurde eine
neue Uhr eingebaut und dieselbe 1812 von dem Großuhrmacher und Schmied
Christoph Ulrich aus Rosenhain renoviert. Das alte Uhrwerk steht noch heute im
Kirchturm. Die jeweilige Kirchturmuhr war seit alters her immer Eigentum der
Stadt und wurde erst am 5. März 1954 der Kirchengemeinde geschenkt. Im April
1996 wurden ein neues Läutewerk und eine neue, vollelektronische
funkferngesteuerte Uhr von der Firma Ferner aus Meißen für 20.000 DM eingebaut.
Seitdem schlägt die Uhr alle Viertelstunden mit einem Doppelschlag und die
vollen Stundenschläge. Die meisten Läutezeiten für die Gottesdienste, sowie das
Morgen- Mittag- und Abendläuten sind elektronisch gespeichert.
Ziffernblatt vorher nachher April 2021 2021
wurde nach der Sammelaktion „Schenk mir eine Minute für mein Ziffernblatt" das
alte stark verwitterte Ziffernblatt von 1871 abgebaut und am 10. April unter
großer Bürgerbeteiligung mit einem großen Kran ein neues Ziffernblatt und das
sanierte Zeigerwerk an die St. Johanniskirche angebracht. Die Firma HIP Päsler
und Hiller aus Tetta, die Firma Ehrlacher Glocken- und Uhrentechnik aus Crostau
und die Kranfirma Felbermayer aus Görlitz bewerkstelligten das für knapp 12.000
EUR.
Kleine Glocke (Bronze) Glockenfriedhof Weißwasser 1957 Beim Brand von 1670 waren auch die Glocken geschmolzen.
Bereits 1672 wurde eine neue Glocke gegossen. 1728 wurde eine weitere kleine,
von Benjamin Körner in Görlitz gegossene Glocke, aufgehängt. Sie hatte ein Gewicht
von 4 Zentner, 20 Pfund. 1755 wurde die Glocke von 1672 umgegossen und 1772
wurden unter Zusetzung des Metalls der im Brand zerstörten Glocken zwei neue
Glocken hergestellt. 1833 wurden alle drei Glocken in Klein Welka umgegossen.
Die große Glocke (Christus-Glocke) war 33 Zentner schwer und trugt die
Aufschrift: „Kommt, es ist alles bereit". Die mittlere noch existierende Glocke
(Luther-Glocke) wiegt 16 Zentner, trägt ein Bild von Martin Luther und die
Aufschrift: „Haltet fest am Glauben". Die kleine Glocke (Melanchthon-Glocke)
hatte ein Gewicht von 9 Zentnern, zeigte ein Bild von Philipp Melanchthon und
die Worte: „Alles und in allem Christus". In den Chroniken steht, dass dieses
Geläut weithin für seinen schönen Klang bekannt gewesen sei. 1917 entgingen
diese Glocken nur knapp der Einschmelzung durch die Rüstungsindustrie. 1937
wurden elektrische Läutemaschinen angeschafft. Am 11. Juli 1942 mussten die
kleine und die große Glocke an die Rüstungsindustrie abgeliefert werden. In der
Glockenstube ist am linken Fenster Nordseite, Richtung Rathaus, dieses Datum
eingeritzt. Nur die mittlere Luther-Glocke blieb der Gemeinde erhalten. 1955
erwarb die Gemeinde eine kleine Bronzeglocke aus dem Jahre 1921 aus Weißwasser
mit einem Gewicht von 250 kg und 1956 eine neue, große in Apolda gegossene Stahlglocke.
Diese ist 920 kg schwer und trägt die Aufschrift: „Seid fröhlich in Hoffnung,
geduldig in Trübsal. Haltet an am Gebet". So befinden sich seit 1956 mit der
erhaltenen mittleren Glocke wieder drei Glocken im Turm. Da der Dreiklang der
Glocken und ihre klangliche Tragweite nicht von hoher Qualität sind und die
Haltbarkeit von Stahlglocken nach 50 Jahren auch die längste Zeit hatte, plant
die Gemeinde bis 2024 die beiden verloren gegangenen Glocken nachgießen zu
lassen und so das alte, weithin bewunderte Geläut wieder herzustellen.